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In Kassel, wo 1933 etwa 30.000 Kasseler der Bandstiftung vor dem Museum Fridericianum beiwohnten, schlug ich 1998 ein Brandloch im Rasen des Friedrichsplatzes vor und eine Lichtprojektion (ab Einbruch der Dunkelheit und auf Bewegung hin). Die Grünen lehnten dies ebenso wie SPD und CDU im Rathaus ab.

Der grüne Fraktionsvorsitzende fürchtet "... die Aktion setzt Dioxin und andere Schadstoffe frei und lagert sich in den Boden des Friedrichsplatzes ab. Schon aus diesem Grund würden wir uns gegen sie aussprechen. Darüber hinaus soll der Friedrichsplatz für die Documenta XI möglichst frei von jeglicher Vorprägung bleiben." (abgesehen von Tiefgarage, Friedrichsstatue, Müllkörben, Erdkilometer, Straßenlampen, Bäumen, etc. und der Geschichte). Neben der fachkundigen Belehrung, vergängliches Material sei unangebracht, folgten dann noch die Hinweise "Die dauerhaften Kosten können keinesfalls aus städtischen Mitteln bereitgestellt werden." und "daß wir den Ort, die Form und die Folgen derselben für konträr zu der humanen Zielsetzung sehen .. Aus diesem Grund werden wir uns gegen ein solches Kunstwerk aussprechen." Schriftsteller, evangelische Kreissynode und Amnesty International sowie einige Uni-Professoren unterstützten das Vorhaben. Der CDU-Oberbürgermeister gab aber 1998 doch grünes Licht für die Aktion. Ein "Gestattungsvertrag" hielt fest: "Das Kunstwerk ist keine dauerhafte Maßnahme. Nach Erstellen des Kunstwerks wird der Brandfleck der normalen Rasenwachstumssukzession überlassen." Am 5. November 1998, genau 65 Jahre nach der vorgezogenen Kasseler "Kristallnacht", brannte ich einen Fleck in den Rasen. Seither wächst das Gras und schreitet voran.

 

 

Zur Erinnerung an die Bücherverbrennung der Nazis von 1933 - 

ein aktives Denkmal zur Beteiligung:

 

Brandfleck auf dem Königsplatz

und München liest - aus verbrannten Büchern

Seit 1995 alljährlich am 10. Mai brennt der Künstler Wolfram P. Kastner auf dem Königsplatz vor der Antikensammlung (an der Stelle der Bücherverbrennung der Nazis und ihrer Sympathisanten von 1933) eine Brandspur in den Rasen - damit kein Gras über die Erinnerung an den Beginn der Brandstiftung wächst, die im Brand der Synagogen, Städte und Menschen endete.

Diese Aktion wurde zunächst von der Stadtverwaltung mit grotesken Bemerkungen mehrfach verboten, seit 2004 genehmigt – mit der Auflage, für die „zeitnahe“ Abdeckung mit Rollrasen 350 € in der Stadtkasse zu hinterlegen. Seit 2005 kann der Brandfleck als temporäres Denkzeichen genehmigt realisiert werden.

Alljährlich am 10. Mai lesen Autor/innen, Schüler/innen, Schauspieler, Student/innen, Politiker und viele andere engagierte Bürger/innen auf dem Königsplatz am Ort der Bücherverbrennung der Nazis von 1933 unter dem Motto „München liest – aus verbrannten Büchern“ Texte von Schriftsteller/innen, deren Bücher 1933 ff in über 60 deutschen Städten verbrannt wurden.

Die Lesungen, die von Wolfram P. Kastner angeregt und bereits zum achten Mal in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Stadt München durchgeführt wird, fanden in den vergangenen Jahren großes Interesse. Die erste Lesung aus verbrannten Büchern auf dem Königsplatz fand 1996 mit Hanne Hiob und Schüler/innen des Luisengymnasiums statt. Seit 2004 werden die Lesungen vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München u.a. gefördert.

Wer Interesse daran hat, selbst aus einem verbrannten Buch vorzulesen, kann sich unter der Telefonnummer 089 – 157 32 19 anmelden.

Den Brandfleck zur Erinnerung an die Bücherverbrennung legte Wolfram P. Kastner erstmals 1995 an – damals und in den folgenden Jahren wurde das immer wieder verboten, 2004 erstmals erlaubt und mit Rollrasen zugedeckt,

München hat (im Gegensatz zu einigen anderen Brandstädten) bis heute kein dauerhaftes Zeichen der Erinnerung an die in der ehemaligen „Hauptstadt der Bewegung“ besonders groß inszenierte Bücherverbrennung und die dabei vernichtete beste deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts, die teilweise bis heute aus den Bibliotheken, den Schulbüchern und den Köpfen verschwunden ist.

Mit dem Brandfleck und den Lesungen will Kastner eine positive Tradition für Freiheit, Menschenwürde und Akzeptanz stiften und viele – insbesondere junge – Menschen dafür und für die entsprechende Literatur gewinnen und sensibilisieren.

Erinnerungszeichen zu den Bücherverbrennungen und Lesungen aus „verbrannten Büchern“ hat Wolfram P. Kastner angeregt und teilweise – mit oder ohne Genehmigung – realisiert in: Frankfurt, Heidelberg, Kassel, Leipzig, Lübeck, Mannheim, Nürnberg, Salzburg, Würzburg und Wuppertal.

In vielen anderen Städten wurden von ihm ein Erinnerungszeichen und eine Lesung angeregt, aber nicht realisiert oder verhindert:

Bonn, Braunschweig, Dresden, Düsseldorf, Essen, Greifswald, Hannover, Landsberg, Rostock

 

Die verbrannten Dichter:

Ernst Barlach - Oskar Baum - Vicki Baum – Martin Beradt - Franz Blei - Bertolt Brecht – Joseph Breitbach - Max Brod - Ferdinand Bruckner– Elias Canetti - Veza (Magd) Canetti - Elisabeth Castonier– Franz Th. Csokor - Alfred Döblin – Kasimir Edschmid– Hans Fallada - Lion Feuchtwanger - Marieluise Fleisser– Bruno Frank - Leonhard Frank – Richard Friedenthal– Oskar Maria Graf - Karl Grünberg – Willy Haas– Hans Habe - Jakob Haringer - Walter Hasenclever– Georg Hermann - Franz Hessel - Ödön von Horvath– Oskar Jellinek - Erich Kästner - Franz Kafka– Mascha Kaleko - Gina Kaus - Hermann Kesten– Irmgard Keun - Egon Erwin Kisch - Klabund– Annette Kolb –Gertrud Kolmar - Paul Kornfeld– Else Lasker-Schüler - Theodor Lessing - Jack London - Emil Ludwig - Heinrich Mann - Klaus Mann– Thomas Mann - Valeriu Marcu - Walter Mehring– Konrad Merz -Max Mohr - Erich Mühsam– Hans Natonek - Alfred Neumann - Robert Neumann– Leo Perutz - Theodor Pli(e)vier - Alfred Polgar– Gustav Regler - Erich Maria Remarque - Ludwig Renn– Alexander Roda-Roda - Joseph Roth - Hans Sahl– Anna Seghers - René Schickele - Arthur Schnitzler– Bruno Schulz - Upton Sinclair - Leopold Schwarzschild– Hilde Spiel - Adrienne Thomas - Ernst Toller– Friedrich Torberg - B. Traven - Karl Tschuppik– Kurt Tucholsky – Fritz v. Unruh - Johannes Urzidil– Berthold Viertel - Jakob Wassermann - Armin T. Wegner– Ernst Weiss - Franz Werfel - Eugen Gottlob Winkler– Theodor Wolff - Paul Zech - Carl Zuckmayer– Arnold Zweig – Stefan Zweig - u.a.

 


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