Rückgabe
Intervention zur Wahrnehmung von Raub
und Verschleierung in der Festspielstadt Salzburg
Unter dem Schein der Legalität:
Raub ohne Rückgabe
Nach dem "Anschluß" Österreichs
an das NS-System 1938 hatte das öffentliche Rechtssystem für
jüdische Bürger/innen seine Gültigkeit verloren. Auf die
ersten Verhaftungen folgte die kommissarische Verwaltung jüdischen
Eigentums, was einer Enteignung der ursprünglichen Besitzer/innen
gleichkam. Dies wurde aufgrund eigens erlassener Gesetze "legal" und zugunsten
der "arischen Reichsbürger" durchgeführt. Das dafür geprägte
Wort "Arisierung" ist nichts anderes als ein Synonym für den
staatlich sanktionierten Raub. So entstand für viele die Gelegenheit,
sich günstig am Eigentum der - insbesondere jüdischen - Nachbar/innen
zu bereichern. Häuser, Möbel, Schmuck, Bücher und anderes
Hab und Gut der verjagten Juden/Jüdinnen wurden von "arischen
Reichsbürgern" geraubt oder zu Spottpreisen erworben.
In den erhaltenen Arisierungsakten sind
mit bürokratischer Akribie die Namen der "Arisierer", die geraubten
Mobilien, Immobilien und die unverschämt niedrigen Kaufpreise aufgezeichnet.
Selbst diese Beträge wurden durch Verfügungssperren, durch die
"Entjudungsabgabe" und die "Reichsfluchtsteuer" den rechtmäßigen
Eigentümer/innen entzogen.
Nach 1945 wurde die Rückgabe mit allen
erdenklichen Methoden privat und öffentlich verschleppt, erschwert
und unmöglich gemacht. Bis auf ganz wenige Ausnahmen kam es zu keiner
Rückgabe der geraubten Gegenstände. Politik, Justiz, Verwaltung
und private Nutznießer haben alles daran gesetzt, den Tatbestand
zu verschleiern und die Rückgabe zu verweigern, statt sie zu veranlassen.
Wie viele Salzburger Haushalte verfügen
noch heute über solch unrechten Besitz?
Die Intervention Rückgabe setzt sich
zum Ziel, den bis heute verschleppten Skandal sichtbar zu machen. An konkreten
Orten im Stadtbild werden von der Rückgabestelle Salzburg geraubte
Objekte sichergestellt. Diese Objekte werden auf einfache und wirksame
Weise bezeichnet und ins Blickfeld gerückt.
Die Sicherstellung dieser Objekte will
einerseits über das hier Geschehene und Versäumte informieren
und andererseits einen Prozess der öffentlichen Wahrnehmung und der
Diskussion einleiten. Denn noch immer sind zur Aufklärung und
tatsächlichen Rückgabe an die Beraubten und deren Erben
alle politischen Kräfte, Behörden, Justiz und die privaten Nutznießer
des "legalen" Diebstahls gefordert.
Die Rückgabestelle Salzburg lädt
ein zur Information und Diskussion. Dokumente zur verweigerten Rückgabe,
die wir gefunden haben, werden in der Rückgabestelle gezeigt. Für
weitere Hinweise und Anregungen sind wir dankbar.
Öffnungszeiten der Rückgabestelle
Salzburg:
21. August 2001 - 1. September 2001
Galerie 5020, Sigmund-Haffner-Gasse 12/1
5020 Salzburg
Di - Fr 14.00 - 18.00 Uhr
Sa 10.00 - 13.00 Uhr
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